Das neue Europa

Hoffnung oder Illusion?

Der Prophet Daniel



Der Prophet Daniel

weissagt über die Zukunft Europas

von Roger Liebi

Europa, wohin gehst du?

Europa ist daran, ein Gigant zu werden: ein Supermarkt und eine Supermacht! Unweigerlich kommt in uns die Frage auf:

Europa qua vadis? Europa, wohin gehst du? Franz Blankart, ein Schweizer Staatssekretär, hat das Ziel sehr deutlich und prägnant formuliert. Er sagte: «Ein Heilig-Römisches Reich Europäischer Nation soll gezimmert werden.»2

Bereits 1955 hatte sich der Europavorkämpfer Lausse in einer Publikation wie folgt ausgedrückt: «Es ist im Wesentlichen so: Europa, die europäische Einheit, brauchen wir nicht zu schaffen, sondern lediglich wiederherzustellen.»3

Wir sind heute also Augenzeugen der Wiederherstellung des Römischen Reiches!

«Wohlstand» und «Sicherheit»

Es werden uns viele attraktive Versprechen geboten im Blick auf «Wohlstand» und «Sicherheit» im neuen Europa. Der Ausdruck «Wohlstand» mag uns in diesem Zusammenhang die Devise im alten Römischen Reich in Erinnerung rufen: «panem et circenses» (Brot und Spiele). Auf diese Weise sollten die vom Römischen Imperium beherrschten Volksrnassen gefügig gemacht und bei guter Laune gehalten werden. Der Ausdruck «Sicherheit» vergegenwärtigt den Begriff der «Pax Romana» (der Römische Friede). «Der Römische Friede» war ja ein bemerkenswertes Phänomen internationaler Stabilität im Römischen Reich.

Hier noch ein Wort zum Wohlstand im neuen Europa: Man hatte im Vorfeld ausgerechnet, dass allein durch die Realisierung des Binnenmarktes der Wohlstand der Europäer um ca. 246 Milliarden Euro (das sind ca. 370 Milliarden CHF) gehoben werden soll.4 Das ist nicht schlecht, nicht wahr? Der Binnenmarkt soll der stärkste Wirtschaftsblock der Welt werden. Diese Verbindung soll mehr als 40 % des Welthandels bestreiten!5

Eine denkwürdige Nacht in Babyion - Zurück zu den Wurzeln!

Im Folgenden wollen wir die Frage «Europa, wohin gehst du?» im Licht der Bibel betrachten. Welche Antwort geben uns die alten hebräischen Propheten? Wie bereits gesagt: Ich möchte unsere Frage, die uns wohl alle bewegt, ja bewegen muss, in einen umfassenden geschichtlichen und gesamtbiblischen Zusammenhang stellen. Ich lade den Leser deshalb zunächst ein, mit mir eine weite Reise in die Vergangenheit zu machen. Wir drehen das Rad der Geschichte in Gedanken fast 3600 Jahre zurück.

Israels Auftrag zur Weltherrschaft

Um 1560 v. Chr. musste Mose das Volk Israel aus der Gefangenschaft in Ägypten führen (vgl. 2. Mose 1-16). Nach einer vierzigjährigen Wüstenwanderung kam das Volk an den Eingang des verheissenen Landes. In den Gefilden von «Moab», im Gebiet des heutigen Jordanien, hielt Mose, der Volksführer, acht Reden, die uns im 5. Buch Mose schriftlich überliefert sind. In unserem Zusammenhang ist die Rede in 5. Mose 28 sehr bedeutsam: Mose sagte zu dem Volk Israel: Wenn ihr sorgfältig auf Gottes Stimme hört, dann wird Gott euch segnen. Ihr werdet immer höher kommen. Schliesslich wird Gott euch, die Nation Israel, zur höchsten aller Nationen der Welt machen. Prägnant ausgedrückt: Die Weltherrschaft sollte Israel übertragen werden (vgl. 5. Mose 28,1-14)!

Andererseits betonte Mose: Wenn ihr euch von Gott und seinem Wort in der Bibel abwendet, wird der Fluch Gottes über euch kommen. Ihr werdet von fremden Völkern unterjocht werden. Eure Berufung zur Weltherrschaft wird auf andere übertragen werden. Ihr werdet unter den Völkern der Welt den letzten Platz einnehmen müssen (5. Mose 28,15-68).

Nebukadnezars Traum

In einer denkwürdigen Nacht des Jahres 603 v. Chr. hatte Nebukadnezar einen höchst ungewöhnlichen und zutiefst beunruhigenden Traum.lI Der König des babylonischen Weltreiches wurde dadurch in seinem Innern völlig aufgewühlt. Er wollte wissen, was dieser Traum zu bedeuten hatte. Keiner der Intellektuellen Babyloniens war in der Lage, ihm den Traum und seine Deutung mitzuteilen - ausser Daniel, der Prophet. In einer Vision bekam er Klarheit darüber, was Nebukadnezar geträumt hatte und worin die symbolische Bedeutung seines Traumes bestand.

Daniel fasste den Traum gegenüber Nebukadnezar folgendermassen zusammen: «Du, 0 König, sahst: und siehe, ein grosses Bild; dieses Bild war gewaltig, und sein Glanz aussergewöhnlich; es stand vor dir, und sein Aussehen war schrecklich. Dieses Bild, sein Haupt war von feinem Golde; seine Brust und seine Arme von Silber; sein Bauch und seine Lenden von Erz; seine Schenkel von Eisen; seine Füsse teils von Eisen und teils von Ton. Du schautest, bis ein Stein sich losriss ohne Hände, und das Bild an seine Füsse von Eisen und Ton schlug und sie zermalmte. Da wurden zugleich das Eisen, der Ton, die Bronze, das Silber und das Gold zermalmt, und sie wurden wie Spreu der Sommertennen; und der Windführte sie hinweg, und es wurde keine Stätte für sie gefunden. Und der Stein, der das Bild geschlagen hatte, wurde zu einem grossen Berg undfüllte die ganze Erde» (Daniel 12,31-35).

Daniels Traumdeutung

Daniel erklärte gegenüber Nebukadnezar, dass sein Traum eine Übersicht über das Weltgeschehen gebe, angefangen beim Silber nicht den Wert des Goldes erreicht). Nebukadnezar war ein absoluter und glanzvoller Herrscher, der mit einer Souveränität und Majestät regierte, wie man das in der späteren Geschichte bis heute nie mehr gesehen hat. Das Gold beschreib die Situation des Babylonischen Reiches sehr treffend. Das gleiche kann von dem Silber in Verbindung mit dem Medopersischen Reich gesagt werden. Die Herrscher in diesem Reich waren keine souveränen Machthaber. Sie waren selbst ans Gesetz gebunden. Sie waren z. B. nicht in der Lage, einen bestimmten, von ihnen bestätigten Erlass später wieder. rückgängig zu machen.

Der Bauch und die Hüften von Bronze

Mit knappen Worten geht Daniel auf den dritten Teil der Statue ein: « ... und ein anderes, drittes Königreich, von Bronze, das über die ganze Erde herrschen wird.» Dies bezieht sich auf das griechische Weltreich. Um 334-331 v. Chr. zerschmetterte Alexander der Grosse das medopersische Weltreich. In der atemberaubenden Zeit von etwas mehr als zehn Jahren dehnte er sein Herrschaftsgebiet in phänomenaler Weise aus: Er regierte über Mazedonien, Griechenland, Kleinasien, Syrien, Ägypten, Mesopotamien, Persien, Afghanistan und Indien, bis über den Indus hinaus, sowie über diverse zentralasiatische Landstriche. Er nahm gewissermassen die ganze damals bekannte Welt ein ..

Weshalb wird dieses Reich durch Bronze dargestellt? Dies ist doch wieder eine Wertabnahme gegenüber dem Silber! Das griechische Weltreich kannte nur eine ganz kurze Glanzzeit (im Gegensatz zum Weltreich der Medoperser). Alexander der Grosse musste bereits als junger Mann, in der Blütezeit seines Lebens, von der Bühne der Weltgeschichte abtreten. Er starb in Babyion an Malaria. Seine Generäle stritten sich in harten Kämpfen um die Nachfolge. Nach langen Bürgerkriegen wurde das riesige Alexander-Reich in hauptsächlich vier Teile zerrissen. Was da übrig blieb, lag deutlich unter der Herrlichkeit des Perserreiches.

Die Beine aus Eisen

Daniel deutete den vierten Teil der Statue wie folgt: «Und ein viertes Königreich wird stark sein wie Eisen; ebenso wie da: Eisen alles zermalmt und zerschlägt, so wird es, dem EiSeT gleich, das zertrümmert, alle diese zermalmen und zertrümmern. »

Hier wird das Römische Reich typisch charakterisierL Während das zersplitterte Reich Alexanders mehr und mel:: zerfiel, dehnte sich die römische Macht unaufhaltsam aus.

Um 30 v. Chr. wurden auch noch die letzten Reste des Alexander-Reiches durch den eisernen Willen Roms vernichtet. Die autoritäre Härte des Römerreiches konnte sich auf dit Schlagkraft und Stärke seiner zum Kampf motivierten Legionen abstützen. Ein Land um das andere kam unter die Machi Roms. Wer dabei Widerstand leisten wollte, wurde brutal zermalmt und vernichtet.

Im Traum Nebukadnezars wird das Römische Reich durer: zwei Beine dargestellt. Dies weist in symbolischer Sprache auf die um 395 n. Chr. erfolgte Spaltung in ein West- und eiL Oströmisches Reich hin. Diese Zweiteilung hatte sich allerdings schon viel früher durch die Sprachgrenze zwischen Latein und Griechisch abgezeichnet.

Die Füsse aus Eisen und Ton

Die eisernen Beine des Standbildes mündeten schliesslich ir. die Füsse aus Eisen und Ton. Daniels Erklärung der Füssc zeigt, dass wir es hier mit den Nachfolgestaaten des römischen Weltreiches zu tun haben.

Zersplitterung

Für die Mischung aus Eisen und Ton gab DanieI drei verschiedene Interpretationen, die alle ihre volle Gültigkeit haben une sich gegenseitig ergänzen (2,4la): a) «Und dass du die Füsse teils von Töpferton und teils von Eisen gesehen hast - es wird ein zerteiltes Königreich sein; ... »

Zuerst war das Römische Reich mächtig und stark wie Eisen. Später begann es aber immer mehr zu zerfallen. Im 5. Jahrhundert brach das Weströmische Reich zusammen. Das ~strömische Reich hielt sich noch viel länger, wurde aber durch die Jahrhunderte hindurch immer schwächer und kleiner, bis es 1453 als kleiner Rumpfstaat ein Ende nahm.

Völkervermischung

Die dritte Deutung hört sich folgendermassen an:

c) «Dass du das Eisen mit lehmigem Ton vermischt gesehen hast, - sie werden sich mit dem Samen der Menschen vermischen [d. h. man wird sich völkisch miteinander mischen], aber sie werden nicht aneinander haften, gleichwie sich Eisen mit Ton nicht vermischt.»

Wir erleben heute im neuen Europa, wie grosse Ströme von Menschen aus Osteuropa oder auch aus anderen Völkern kommen und hier Asyl suchen. Daniel sah voraus, dass es zu gros sen völkischen Mischungen kommen würde. Trotz dieser Mischungen sollte es aber nie zu einem vollständigen inneren Zusammenhalt kommen.

Der Stein

Mit den Füssen des Standbildes gelangen wir schliesslich zur Erfüllung der Geschichte. Nach den Füssen kommt nur noch der Stein, der das Standbild vernichtet.

Auch dazu gab der Prophet die göttliche Deutung (2,44-45): «Und in den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das ewiglich nicht zerstört und dessen Herrschaft keinem anderen Volke überlassen werden wird; es wird alle jene Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber ewiglich bestehen: weil du gesehen hast, dass von dem Berg ein Stein sich losriss ohne Hände und das Eisen, die Bronze, den Ton, das Silber und das Gold zermalmte. Der grosse Gott hat dem König kundgetan, was nach diesem geschehen wird; und der Traum ist gewiss und seine Deutung zuverlässig.»
Nach dem neuen Europa kommt nur noch das Reich Gottes. Der Stein, der zu einem riesigen Felsmassiv wurde und die ganze Erde ausfüllte, deutet auf die letztliehe Herrschaft Gottes in dieser Welt hin. Gott wird alle früheren Reiche vollständig beseitigen und dann sein Reich aufrichten, ein Reich, das nie mehr durch ein anderes ersetzt werden kann.

Die vier Bestien aus dem Meer

Einige Jahre nach dem Traum von Nebukadnezar hatte Daniel selbst einen Traum, in dem er wieder diese vi~r Weltreiche von Nebukadnezar (605 v. Chr.) an bis zur Vollendung der Geschichte im Reich Gottes sah (vgl. Daniel 7). Daniel erblickte das aufgewühlte Weltmeer, aus dem nacheinander vier wilde Tiere heraufstiegen (7,2-3). Das tosende Meer ist in der Bibel immer wieder ein Bild für die unruhigen, politisch, wirtschaftlich, sozial und militärisch bewegten Völkermassen (vgl. Jesaja 17,12-13; Psalm 65,5; Offenbarung 17,15).

Diese vier Bestien stellten wiederum symbolisch die vier Weltreiche dar, die vor dem Reich Gottes auf die Szene der Weltgeschichte treten sollten.

Babylonien

Das erste Tier war wie ein Löwe mit Adlersflügeln (7,3). Hier wird das glanzvolle babylonische Weltreich mit der Kraft und Majestät des Löwen und mit der Souveränität und dem Stolz des Adlers verglichen.

Medopersien

Das zweite Tier war ein gefrässiger Bär (7,5). Das medopersische Weltreich war im eigentlichen Sinn des Wortes sehr gefrässig. Seine territoriale Ausdehnung umfasste ein Mehrfaches im Vergleich zu Babylonien. Aber in seinem Charakter war es eher plump wie ein Bär.

Griechenland

Als drittes Tier sah Daniel ein Wesen, das einem Leoparden ähnlich war, der vier Köpfe und vier Flügel hatte (7,6).

Der Begriff «Leopard» steht hier symbolisch für Schnellif" keil. Dies wird durch die vier Flügel noch zusätzlich unterst::. ehen. Das griechische Weltreich war eben dieses Reich, das sextrem schnell entstanden war. Innerhalb von etwas mehr a... zehn Jahren erreichte es die Ausdehnung von Griechenl~ bis nach Indien.

Die vier Köpfe weisen auf die Zerstückelung des Griechischen Reiches hin. Nach dem Tod Alexanders des GrosSG zerfiel es ja in hauptsächlich vier Splitterreiche: das Reich des Ptolemäus das Reich des Seleukus das Reich des Kassander das Reich des Lysimachus Rom

Das vierte Tier war ein besonders schreckliches und brutaleWesen. Es hatte gros se eiserne Zähne und zehn Hörnt."" (7,7-8). Hier handelt es sich um das römische Weltreich, d2.. ja auch im Traum Nebukadnezars mit Eisen charakterisie;worden war.

Der Sohn des Menschen

Als Daniel im Traum zum Himmel blickte, sah er «den Soh: des Menschen», den Messias, auf den Wolken des Himmel.. kommen, um sein Reich, das Reich Gottes, aufzurichten. Sei: ewiges Reich sollte die Reiche der vier brutalen Bestien & immer ablösen (7,13-14).

Ein Vergleich

N ebukadnezar sah die vier Weltreiche als menschliche Statut während Daniel sie in Form von brutalen Bestien zu Gesicr. bekam. Ein Vergleich dieser bei den Sichtweisen zeigt etwc.. Wichtiges auf: Der Mensch wurde gemäss 1. Mose 1,27 iI: Bild Gottes erschaffen. Damit sollte der Mensch Gottes Gerechtigkeit, Güte und seinen Frieden hier in dieser Welt repräsentieren. Nebukadnezar sah die Weltreiche durch einen Menschen dargestellt (Daniel 2). Das hat viel zu bedeuten:

Diese Weltreiche hatten die Aufgabe bekommen, die Gerechtigkeit und den Frieden Gottes auf dieser Erde zu verwirklichen. Leider zeigt die Geschichte, dass sie in dieser Aufgabe weitgehend versagt haben. Vielmehr haben sie sich sehr oft wie brutale, blutrünstige und ungerechte Bestien benommen. Man bedenke: Wilde Tiere verwenden keinen Gedanken darauf, dass sie Gott gegenüber je Rechenschaft abzulegen hätten für ihr Verhalten. Diesen Charakter der Weltmächte sah Daniel in seinem Traum (Daniel 7).

Wir sehen hier ein wichtiges Prinzip: «Humanität ohne Divinität wird zur Bestialität.» 14 Wenn der Mensch Gott aus seinem Leben ausklammert, verkommt er konsequenterweise zu einem unberechenbaren tierischen Wesen.

Das sehen wir doch auch im europäischen Humanismus:

Hier verdrängte man den Schöpfer-Gott und setzte an seiner Stelle den Menschen als Mass aller Dinge in den Mittelpunkt. Lange hatten viele ernsthaft gemeint, der Mensch würde durch humanistische Bildung und Kultivierung immer besser und im besten Sinn des Wortes «humaner» werden. Doch nach etwa 500 Jahren Humanismus hat sich ein erschütterndes Fazit ergeben: In unserem Jahrhundert hat die Welt - und ganz besonders Europa - die grausamsten und schrecklichsten Kriege der Geschichte erlebt. Ich denke da besonders an den 1. und den 2. Weltkrieg.

Den echt humanen Gegensatz zu den vier von unten heraufgestiegenen bestialischen Reichen wird «der Sohn des Menschen» bringen, wenn er, von oben her kommend, seine neue Weltordnung von wahrer Gerechtigkeit und echtem Frieden bringen wird.

Die zwei Tiere in Offenbarung 13

Zu dem, was wir bisher im Alten Testament gesehen haben, finden wir im Neuen Testament eine höchst aufschlussreiche Ergänzung.
Um 95 n. Chr. hatte der Apostel Johannes auf der Insel Patmos Visionen. In seinem Buch «Die Offenbarung» sind sie uns schriftlich überliefert worden.

Von Daniel zu Johannes

Wie Daniel, so erblickte auch Johannes das unruhige Völkermeer. Aus diesem Meer sah er das vierte Tier von Daniel heraufsteigen (Offenbarung 13,1-10). Aufgrund dessen, was wir im Buch Daniel betrachtet haben, ist es uns klar: Bei diesem Tier mit den 10 Hörnern handelt es sich um das Römische Reich.

Die drei Phasen des Römischen Reiches

In Offenbarung 17,8a wird eine wichtige Erklärung gegeben: «Das Tier, das du sahst, war und ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen und ins Verderben gehen.» Damit wird angedeutet, dass die Geschichte des Römischen Reiches in drei Phasen eingeteilt werden kann:

das Tier war das Tier ist nicht das Tier wird wieder auftauchen und dann definitiv untergehen. Von unserem gegenwärtigen Beobachterstandpunkt aus gesehen ist diese Einteilung bedeutungsvoll: Das Römische Reich war in der Antike eine gewaltige Weltmacht. Es ging unter. Es war lange Zeit von der Bildfläche ver- schwunden. Heute sehen wir als Augenzeugen, wie das Römische Reid daran ist, wieder ein Weltreich zu werden. In Verbindung mit der Tatsache der Wiederherstellung des Römischer Reiches sollten wir uns nochmals an die oben bereits ang;; führten Zitate von Blankart und Lousse erinnern! «Ein Heilig-Römisches Reich Europäischer Nation soll ge zimmert werden» (Blankart).

«Es ist im Wesentlichen so: Europa, die europäische Eirr heit, brauchen wir nicht zu schaffen, sondern lediglich wie derherzustellen» (Lousse).

Ein Vergleich zwischen dem Buch Daniel und der Offenbarung zeigt, wie sich Altes und Neues Testament wunderbar ei gänzen!

Was der Seher auf Patmos schaute

Johannes sah in seiner Vision die letzte Phase, d. h. das wie derhergestellte Römische Reich.

In Offenbarung 13,1-: heisst es: «Und ich sah aus dem Meere ein Tier aufsteiger.. welches zehn Hörner und sieben Köpfe hatte, und auf sein~ Hörnern zehn Diademe, und auf seinen Köpfen Namen deLästerung. Und das Tier, das ich sah, war gleich einem Lee;parden, und seine Füsse wie die eines Bären, und sein Mau.. wie eines Löwen Maul. Und der Drache gab ihm seine Macr.. und seinen Thron und grosse Gewalt.»

Die sieben Köpfe dieses eigentümlichen Tieres werden i>. Offenbarung 17,9 als sieben Hügel gedeutet. Hier befinde sich das Zentrum dieses Reiches (Offenbarung 17,18). W(}rum es hier geht, ist einfach zu erklären: Im Altertum war ROI: allgemein bekannt unter dem Namen «Septemcollis», di:: «Siebenhügelstadt». Die zehn Hörner weisen auf eine oberste, herrschend:

Kommission von zehn Personen hin (17,12-13): «Und di< zehn Hörner, die du sahst, sind zehn Könige, die noch kein Königreich empfangen haben, aber Gewalt wie Könige empfangen, eine Periode mit dem Tier. Diese sind eines Sinnes und geben ihre Macht und Gewalt dem Tier.»

Diese zehn Herrscher vertreten nicht etwa zehn Staaten. Es handelt sich nicht um Staatschefs, denn es wird ja klar gesagt, dass sie kein Königreich innehaben, sie haben lediglich, als oberstes Gremium nämlich, Autorität wie Staatschefs. Das klingt ganz nach dem Subsidiaritätsprinzip (= übergeordnete Einheiten übernehmen nur dann Aufgaben von untergeordneten Einheiten, wenn letztere dazu nicht in der Lage sind). Dieses Prinzip wird heute im neuen Europa grossgeschrieben!

Der Moment wird aber kommen, wo sie ihre Autorität in die Hand eines Mannes legen werden, der als Diktator das gesamte neue Römische Reich in seiner Person vereinen wird: das Tier.

Ein totalitäres System

Die Beschreibung des wiederhergestellten Römischen Reiches in Offenbar.ung 13 lässt keinen Zweifel offen:

Hier wird ein durch und durch totalitäres, absolutes und völlig undemokratisches Reich vorgestellt. Das erstaunt uns vielleicht im ersten Moment. Wir denken: Das neue Europa kann doch nur ein demokratisches Reich sein. Nichtsdestotrotz sagt die biblische Prophetie, dass Europa einem eisernen Totalitarismus ärgster Form verfallen wird.

Dieses Reich wird zudem extrem widergöttlich sein. Johannes sah auf allen Köpfen des Tieres Herrschertitel geschrieben, die Gott lästerten.

Dieses Reich wird Kennzeichen aller früheren Weltreiche besitzen: Das Tier glich einem Leoparden (Griechisches Reich), es hatte Bärentatzen (Persisches Reich) und besass einen Rachen, der einem Löwenrachen entsprach (Babylonisches Reich). Der Drache wird diesem Tier seine eigene Macht verleihen. In der Offenbarung ist der Ausdruck «Drache» ein Name für den Teufel (Offenbarung 12,9). Das kommende Römische Reich wird somit ein satanisches Reich werden. Dies ist ein hartes Wort!

Von der Krise zur absoluten Diktatur

Es stellt sich die Frage: Wie soll das möglich sein, dass das neue Europa ein totalitäres System werden wird? In Offenbarung 6 sehen wir, dass es im Bereich der des Römischen Reiches zu einer schweren Wirtschaftskrise kommen wird:
«Ein Liter Weizen kostet einen Denar, und drei Liter Gerste kosten ebenfalls einen Denar.» Das ist die Sprache zur Zeit von Johannes. Wir müssen dazu folgendes wissen: Ein Denar entsprach dem Tageslohn eines Arbeiters (Matthäus 20,1-16). Wenn ein Liter Weizen einen Tageslohn kostet, dann haben wir (von heute aus gesehen) eine Verteuerung um das Acht- bis Zwölffache.

Ferner wird es zu schrecklichen kriegerischen Auseinandersetzungen kommen (Offenbarung 6,3-4). Auch Hungersnöte und Seuchen werden zu grosser Not in Europa führen (Offenbarung 6,7-8).

All diese Entwicklungen werden dazu beitragen, dass man immer mehr bereit sein wird, die Macht einem starken Mann zu übertragen. Von einem solchen «Führer» wird man sich erhoffen, dass er, mit höchsten Kompetenzen versehen, das neue Europa auf unbürokratische Art und Weise aus dem Dilemma herausführen wird.
Das wiederhergestellte Römische Reich wird in der Person eines Mannes repräsentiert werden. Deshalb stellt das Tier mit den zehn Hörnern zugleich einen Mann und ein Reich dar.

Wenn man die Beschreibung des kommenden Führers in Offenbarung 13 studiert, realisiert man, dass ein Mensch wie Hitler lediglich ein Vorgeschmack von dem Führer war, der kommen wird.

Wenn man das eben Gesagte etwas überdenkt, so kann das erstaunliche Erinnerungen an die einstige Weimarer Republik wachrufen, die durch Wirtschaftskrisen hindurch in eine teuflische Diktatur hineingedrängt worden war.

Der Antichrist

Johannes sah noch ein zweites Tier (Offenbarung 13,11-12): «Und ich sah ein anderes Tier aus der Erde aufsteigen: und es hatte zwei Hörner gleich einem Lamme, und es redete wie ein Drache. Und die ganze Gewalt des ersten Tieres übt es vor ihm aus, und es macht, dass die Erde und die auf ihr wohnen das erste Tier anbeten, dessen Todeswunde geheilt wurde.»

Hier findet sich eine Beschreibung des Antichristen. Es gibt eine ganze Reihe weiterer Bibelabschnitte, die von diesem kommenden falschen Messias sprechen.
Dieses Tier kommt nicht aus dem Völkermeer. Es kommt aus der Erde. Welches Volk steht in der Bibel im Gegensatz zu all den andern Völkern? Israel, das auserwählte Volk!

Einige sprachliche Bemerkungen zum Ausdruck «Antichrist» oder «Anti-Christus»: «anti» bedeutet im Griechischen: «gegen» oder «an Stelle von». Der Begriff «Christus» kommt aus dem Griechischen und heisst dasselbe wie «Messias», nämlich «Gesalbter». Beim «Antichristen» handelt es sich daher um eine Person, die sich gegen Jesus Christus stellen und sich zugleich an seine Stelle setzen wird, indem sie sich als der im Alten Testament verheissene jüdische Messias ausgeben wird.

Das zweite Tier wird aus Israel kommen. Es sieht äusserlich aus wie ein Lamm. In der Offenbarung wird Jesus Christus, der Messias, 26-mal als «Lamm» bezeichnet. Der Antichrist wird so tun, als wäre er der verheissene Messias, der im Alten Testament angekündigte Erlöser. Aber an seinen satanischen Äusserungen wird man erkennen können, dass dies nicht stimmt: Johannes hörte ihn sprechen wie ein Drache.

In Israel gibt es heute eine starke Messias-Erwartung. Dies birgt eine grosse Gefahr in sich. Wenn der Antichrist in Israel die Macht an sich reissen wird, wird er die grosse Masse des jüdischen Volkes von seinem Messias-Anspruch überzeugen und damit grausam betrügen.

Er wird gewissermassen der Propagandaminister des ersten Tieres sein. Menschenmassen wird er dazu führen, das erste Tier zu verehren. Das wird noch weit über die Verehrung eines Ritler hinausgehen! Der Antichrist wird als eine Art Übermensch auftreten.

Goebbels, der einstige Propagandaminister Ritlers, wäre im Vergleich zu ihm nur ein winziger Zwerg.

Zeichen und Wunder

Gemäss Offenbarung 13 wird der Antichrist ein Supermagier sein. Die Zeichen und Wunder, die er vollbringen wird, werden den Höhepunkt in der Geschichte des Okkultismus markieren. In Offenbarung 13,13-15 heisst es:

«Und es tut grosse Zeichen, dass es selbst Feuer vom Himmel auf dje Erde herabkommen lässt vor den Menschen; und es veiführt die auf der Erde wohnen wegen der Zeichen, die vor dem Tier zu tun ihm gegeben wurden, indem es die, die auf der Erde wohnen, auffordert, ein Bild dem Tier zu machen, das die Wunde des Schwertes hat und lebte. Und es wurde ihm gegeben, dem Bild des Tieres Odem zu geben, damit das Bild des Tieres auch redete und bewirkte, dass alle getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeteten.»

Dieser Propagandaminister wird auf magische Weise Blit-· ze vom Himmel herabkommen lassen. Dieses Zeichen galt zur Zeit des Alten Testaments als eindeutiger Beweis für den wahren Gott (vgl. 1. Könige 18). Die Götzenpriester des Blitz- und Regengottes Baal konnten trotz aller okkulten Techniken nichts dergleichen bewirken. Im Gegensatz dazu kam als Antwort auf das schlichte Gebet des Propheten Elia tatsächlich Feuer vom Himmel. Für ganz Israel war es damit klar: Jahwe, der Gott der Bibel, ist der allein wahre Gott (1. Könige 18,39). Mit dem Antichristen wird das auf den Kopf gestellt werden. Er selbst wird dieses Zeichen vollbringen und damit die Massen verführen und hinter sich herziehen können.

Ein zweites Zeichen wird ebenso völlig ungewöhnlich sein:

Der Antichrist wird ein Götzenbild, das den kommenden «Führer» darstellt, zum Sprechen bringen. Im Alten Testament war eines von vielen Argumenten gegen den Götzendienst die folgende Feststellung: Götzen haben einen Mund, aber sie sind nicht einmal in der Lage zu sprechen (vgl. Psalm 115,4-8). Doch das Götzenbild des Antichristen wird sprechen!

Eine neue Wirtschaftsordnung

Der Propagandaminister des kommenden Führers im zukünftigen Europa wird auch eine neue Wirtschaftsordnung einführen (Offenbarung 13,16-18):

«Und es bringt alle dahin, die Kleinen und die Grossen, und die Reichen und die Armen, und die Freien und die Knechte, dass sie ein Malzeichen annehmen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn; und dass niemand kaufen oder verkaufen kann, als nur der, der das Malzeichen hat, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens. Hier ist die Weisheit. Wer Verständnis hat, berechne die Zahl des Tieres, denn es ist eines Menschen Zahl; und seine Zahl ist 666.»

Im Zeitalter des Antichristen werden Bargeld und Kreditkarte ausgeschieden. Man muss sich einen Code auf die rechte Hand oder auf die Stirn anbringen lassen. Ohne diesen Code wird man nicht mehr kaufen oder verkaufen können. Dies wird manche Vorteile bringen. Bargeld kann ja leicht gestohlen werden. Kreditkarten kann man verlieren etc. Die Möglichkeit ist schon längst erwogen worden, dass man für den Zahlungsverkehr einen für das Auge unsichtbaren Code, der von einem Laser gelesen werden kann, direkt auf die menschliche Haut anbringt. Zur Zeit des Antichristen wird diese Zukunftsmusik Wirklichkeit sein. Dieses neue Wirtschaftssystem wird kommen.

Bei diesem neuartigen Verfahren wird es mindestens einen schwerwiegenden Haken geben: Als Zeichen der göttlichen Verehrung des Führers muss bei diesem Code die Zahl 666 oder der Name des kommenden Führers darauf enthalten sein.

Eine Erklärung zur Zahl 666: Die hebräischen und griechischen Buchstaben haben, nebst ihrer Bedeutung als Lautzeichen, auch einen Zahlenwert. Der hebräische Buchstabe «Aleph» kann z. B. als Zeichen für die Zahl 1 verwendet werden, «Beth» für 2, «Gimmel» für 3 usw. «Thav», der letzte Buchstabe, hat den Zahlenwert 400.17 Im Griechischen gilt das gleiche Prinzip: «Alpha» bedeutet auch 1, «Beta» 2, «Gamma» 3 usw. Der letzte Buchstabe (<<Omega») steht für die Zahl 800 (die Zahlen 6 und 90 werden durch Zeichen ausserhalb des Alphabets bezeichnet). Bei den lateinischen Buchstaben ist es nicht in der gleichen Art üblich, dass die Buchstaben als Zahlen gedeutet werden, aber auch hier wird dies zuweilen angewandt.

Wir sehen: Mit diesem Prinzip kann man für jedes Wort und jeden Namen eine Quersumme errechnen, indem man die Zahlenwerte der jeweiligen Buchstaben zusammenzählt.

Niemand weiss heute, wie der kommende Führer heissen wird. Doch eines ist klar: Die Quersumme seines Namens wird die Zahl 666 ergeben.

In diesem Zusammenhang ist folgendes beachtenswert:

Der Zahlenwert des Namens «Jesus» ergibt im Griechischen die Quersumme 888. - Der Gegensatz zur Zahl 666 ist frappant! In der Bibel hat die Zahl 7 die symbolische Bedeutung der Vollkommenheit (vgl. z. B. die 7 Schöpfungstage, die sieben Siegel, Posaunen und Schalen in der Offenbarung etc.). Jesus, der Friedensfürst, steht über 7 - der kommende «Führer» darunter! Wer sich in dieser Zeit weigern wird, die Zahl 666 bzw. den Namen des Tieres auf seiner rechten Hand oder auf der Stirn anzunehmen, wird wirtschaftlich ruiniert sein, er kann nicht mehr kaufen und auch nicht mehr verkaufen. Dies zeigt etwas von den eisernen Methoden im noch zukünftigen neuen Europa. Man kann gut verstehen, dass in dieser Zeit solche Men- sehen, die sich diesem mit einem Kult verbundenen Wirtschafts system widersetzen werden, mit Inbrunst das «Vaterunser» beten werden (Matthäus 6,9-13): « ... dein Reich komme ... Unser tägliches Brot gib uns heute ... »

Ein Bund mit Israel

In Daniel 9,26 wird der kommende Führer des Römischen Reiches «der kommende Fürst» genannt. Im folgenden Vers 27 steht, dass er mit Israel einen Bund schliessen wird für eine «1ahrwoche», d. h. für eine Periode von sieben Jahren:- Bei diesem Bund wird es sich um ein militärisches Sicherheitsbündnis zum Schutz des Staates Israel handeln.

Dies ist aus verschiedenen Gründen bemerkenswert!

1. Nach der biblischen Prophetie soll der Staat Israel in der Zeit der Wiederherstellung des Römischen Reiches wieder eine politische Realität sein. Seit 1948 ist dies der Fall.

2. Nach den Aussagen der Bibel wird Israel in dieser Zeit von den umliegenden Völkern stark angefeindet werden. Auch das ist heute der Fall: Seit 1948 beschäftigt der so genannte Nahost-Konflikt die ganze Welt.

Zur Staatsgründung Israels

Im Jahr 70 n. Chr. wurde der jüdische Staat von den Römern zerstört. Durch die Niederschlagung der
Bar Kochba-Revolte in den Jahren 132"':'135 n. Chr. wurde dies endgültig besiegelt. Die Bibel hatte aber schon längst zuvor verheissen, dass der Tag kommen würde, wo das jüdische Volk aus einer weltweiten Zerstreuung wieder zurückkehren, und der Staat Israel wieder eine politische Realität sein würde. Hier einige Beispiele: Hesekiel schrieb im 6. Jahrhundert v. Chr., also vor etwa zweieinhalb Jahrtausenden, und bereits viele Jahrhunderte vor der weltweiten Zerstreuung der Juden: «So spricht der Herr, der Ewige: Siehe, ich werde die Kinder Israel aus den Nationen herausholen, wohin sie gezogen sind, und ich werde sie von ringsumher sammeln und sie in ihr Land bringen» (HesekieI37,21). «Ich werde euch aus den Nationen holen und euch sammeln aus allen Ländern und euch in euer Land bringen» (Hesekiel 36,24).

«So spricht der Herr, der Ewige: Ja, ich werde euch aus den Völkern sammeln und euch zusammenbringen aus den Ländern, in welche ihr zerstreut worden seid, und werde euch das Land Israel geben» (Hesekielll,17):

Auch andere alttestamentliche Propheten haben dieselbe Zukunftshoffnung ausgesprochen. Es könnten daher noch viele andere Stellen angeführt werden.

Ist die Klarheit und Eindeutigkeit dieser Prophezeiungen nicht beeindruckend? Innerhalb der letzten hundert Jahre, haben sich diese alten Verheissungen zu erfüllen begonnen. Heute noch erfüllen sie sich vor unseren Augen!

Bis jetzt sind Juden aus über 150 Ländern nach Israel zurückgekehrt! Wir haben das Vorrecht, in dieser Zeit des weltweiten Exodus der Juden zu leben und die Wahrheit alter Propheten worte als Augenzeugen zu erleben!

Feindschaft gegen Israel

In dem prophetischen Psalm 83 werden verschiedene arabische Nachbarvölker Israels mit ihren antiken Namen angeführt (83,6-8). Diese Bezeichnungen weisen u. a. auf Jordanien (Ammon, Moab und Edom), Libanon (Tyrus und Gebal), Syrien (Assur) und Saudi-Arabien (Ismaeliter) hin.

Nebst israelischen Nachbarvölkern werden aber auch die Feinde im Land erwähnt, und zwar unter dem Namen «Philistäa» (= Philisterland). In diesem Zusammenhang ist es nützlich zu wissen, dass unser moderner Ausdruck «Palästinenser» sprachgeschichtlich mit dem hebräischen Wort für «Philister» (= «pelishti») zusammenhängt. Im Arabischen gebraucht man übrigens denselben Ausdruck «Filastini» sowohl für «Philister» als auch für «Palästinenser».
Psalm 83,5 besagt, dass alle diese genannten Völker zusammen in einem Bundesverhältnis stehen.

Ihr Hauptziel besteht in der Vernichtung Israels:

«Aüf,-lasst uns sie vernichten, damit sie keine Nation mehr seien, damit nicht mehr gedacht werde des Namens Israel»
(83,4). Dieses Ziel wollen sie mit hinterlistigen Plänen erreichen: «Gegen dein Volk schmieden sie heimtückische Pläne» (83,3).

Der Westen wird also mit Israel ein Militärbündnis haben zum Schutz der Masse des jüdischen Volkes in einer feindlichen Umgebung im Nahen Osten. An sich ist es nicht verwunderlich, dass es zu einem solchen Bündnis kommen wird, weil wir ja gesehen haben, dass die bei den Tiere aus Offenbarung 13, der kommende «Führer» in Europa und der Antichrist in Israel, einander in die Hand arbeiten werden.

DerTempel in Jerusalem

Zu diesem Zeitpunkt wird Jerusalem eine sehr gefährliche Rolle im ganzen Weltgeschehen spielen. Es gibt nämlich verschiedene Stellen in der Bibel, die besagen, dass in dieser Zeit der im Jahr 70 n. Chr. zerstörte jüdische Tempel wiederaufgebaut sein wird.20 - Wo? Es gibt nur einen möglichen Ort. Da, wo er früher war: Auf dem Berg Morija, wo seit dem 7. Jahrhundert bis heute die Omar-Moschee steht. Gemäss der Aussage in 5. Mose 12,13-14 kommt nur dieser auserwählte Platz für einen zukünftigen Tempelbau in Frage.

Der Felsen, auf dem die Omar-Moschee steht, gilt im Islam als das wichtigste Heiligtum nach Mekka und Medina. - Erkennt man die Brisanz? Wenn hier ein jüdischer Tempel hingesetzt wird, so muss dies den glühenden Zorn der ganzen islamischen Welt von etwa einer Milliarde Menschen herausfordern. Zu Recht hat die NewYorker «Times» sich in einer Ausgabe dahingehend geäussert, dass es sich bei diesem Landstück um die explosivsten Quadratmeter der Welt handle!

Im Sechs-Tage-Krieg (1967) eroberte Israel den Tempelberg nach fast 2000 Jahren wieder zurück. Es gibt nun verschiedene ernsthafte Bemühungen im Judentum, um dort den Tempel wieder zu errichten. Ich habe bereits das Modell des neuen Tempels in Jerusalem gesehen, sowie für den Gebrauch fertiggestellte Tempelgeräte und Priestergewänder. Für den zukünftigen Opferdienst werden übrigens in der Talmudschule «Ateret Kohanim» bereits Priester ausgebildet. Schon dreimal haben «die Getreuen des Tempelberges» versucht, den vier Tonnen schweren Eckstein des dritten Tempels auf dem Berg Morija zu platzieren (1989, 1990 und 1991). Es blieb vorläufig bei missglückten Versuchen.

Zur Zeit des Antichristen wird der Tempel jedenfalls wieder stehen. Der jüdische Opferdienst wird wieder eingeführt sein. Genau dreieinhalb Jahre nach dem Vollzug des Bundesschlusses zwischen dem «Führer» des neuen Europa und Israel, wird der Antichrist in den Tempel gehen und in einem Vorhof das sprechende Götzenbild aufstellen. Ferner wird er selbst in das Allerheiligste eindringen und behaupten, er sei Gott. Durch diese Gräuel-Handlungen wird der Tempel entweiht werden, so dass der Opferdienst zum Stillstand kommen wird.

Das eben Gesagte geht u. a. aus folgenden Stellen hervor:

Danie19,27 und 12,11 sowie 2. Thessalonicher 2,3-4. Was dann geschehen wird, hat der Herr Jesus in seiner Endzeitrede in Matthäus 24 beschrieben. Darin finden sich gen aue Verhaltensanweisungen für den Überrest Israels in dieser Zeit.

Der Überrest Israels

In dieser Zeit wird in Israel eine grosse geistliche Erweckung stattfinden. Ein Drittel der Bevölkerung in Israel wird durch das Studium des Alten Testaments zur Überzeugung gelangen, dass Jesus von Nazareth tatsächlich der verheissene Messias war. Jesus Christus hat mehr als 300 Prophezeiungen aus dem Alten Testament erfüllt!21 Diese Beweise werden zu einer Umkehr zu dem verachteten Mann aus Galiläa führen, indem sie erkennen werden, dass er tatsächlich der Sohn Gottes, der Erlöser und Retter ist. Diese Menschengruppe wird in der biblischen Prophetie an vielen Stellen als der «Überrest» bezeichnet. 22

Massenflucht aus Israel

Der Herr Jesus sagte in Matthäus 24,15-16, 21-22: «Wenn ihr nun den Gräuelgötzen der Verwüstung, von dem durch Daniel, den Propheten, geredet ist [Daniel 9,27b; 12,11], stehen seht an heiligem Ort [d. h. auf dem Tempelplatz in Jerusal.em], (wer es liest, der beachte es), dass alsdann die in Judäa sind, auf die Berge fliehen; ( ... ) denn alsdann wird grosse Drangsal sein, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzthin nicht gewesen ist, noch je sein wird; und wenn jene Tage nicht verkürzt würden [d. h. von Gott nicht auf 31/z Jahre beschränkt würden], so würde kein Fleisch gerettet werden [d. h. so würde kein Mensch überleben können].»

Der Überrest Israels wird die Schändung des Tempels durch den Antichristen nicht hinnehmen. Diese Juden werden wissen, dass dies der Ausgangspunkt sein wird für die grösste militärische Eskalation der Weltgeschichte. Diese Zeit der «grossen Drangsal» wird genau 31/2 Jahre dauern. Es wird in diesen Tagen schlimmer sein als im 1. und 2. Weltkrieg! Die Menschheit wird an den Rand der Selbstauslöschung gebracht werden. Ausgelöst wird das Ganze durch die Ereignisse auf dem Tempelplatz. Gott wird sein Volk vor einer islamischen Rache wegen des Wiederaufbaus des Tempels bewahren aber nur so lange, bis der Antichrist ihn auf schändliche Art entweihen wird.

Diese Schändung wird der grösste Teil in Israel akzeptieren bzw. nicht als solche bewerten, weil die meisten den Antichristen als den Messias betrachten werden. Die antichristliehe Tempelschändung wird für den Überrest, der auch mit dem Neuen Testament vertraut sein wird (!), das Signal zur Massenflucht ins Ausland sein. U. a. werden sie nach Jordanien fliehen, wo sie bei an Jesus Christus gläubigen Arabern Unterschlupfund Hilfe finden werden (vgl. Jesaja 16,2-3; «Moab» = Mitteljordanien).

Konfrontation mit Ägypten

Der Verlauf der darauf folgenden Hauptereignisse im Nahen Osten wird in Daniel 11 sehr präzis beschrieben. Man kann anhand dieser Angaben einen gen auen Schlachtplan zeichnen.

Zunächst einige Vorbemerkungen: Danielll, 1-35 hat sich in der Vergangenheit längst erfüllt. Es handelt sich um über 150 in der Weltgeschichte wörtlich erfüllte Prophezeiungen. Die Verse 36-45 liegen alle noch in der Zukunft. Die Verse 35 und 42 machen klar, dass dieser letzte Abschniti Bezug hat auf die letzte Zeit vor dem Erscheinen des Reiches Gottes: Es geht um «die Zeit des Endes». Die Verse 36-39 sind eine Beschreibung des Antichristen.

Er wird dort schlicht «der König» genannt.26 In Vers 40 heisst es: «Und zur Zeit des Endes wird 'der König des Südens' mit ihm zusammenstossen ... » Der Ausdruck «der König des Südens» ist einfach zu deuten. In der erfüllten Prophetie (Danielll,5ff.) war es immer eine Bezeichnung für den Herrscher von «Ägypten» (vgl. insbesondere Daniel 11,8). Es wird zu einer militärischen Konfrontation mit Ägypten kommen. Dadurch wird die israelische Armee im Süden abgelenkt werden.

Die syrische Attacke

DanieI 11,4~1 fährt weiter: « ... und dann wird der König des Nordens gegen ihn [d. h. den Antichristen] mit Streitwagen, Reitern und zahlreichen Schiffen anstürmen; und er wird in die Länder eindringen, und er wird sie überschwemmen und übeifluten. Und er wird eindringen in das Land der Zierde [d. i. Israel, vgl. HesekieI20,6], und viele Länder werden zu Fall kommen ... » Auch der Ausdruck «der König des Nordens» ist einfach zu deuten: In der erfüllten Prophetie (Danielli ,5ff.) war es immer eine Bezeichnung für den Herrscher von «Syrien».27 Somit wird es klar: Syrien wird Israel in der Zukunft völlig überrennen und verwüsten. Diese schreckliche Attacke wird zusammen mit verschiedenen verbündeten Völkern stattfinden.28 Dadurch wird diese Angriffsarmee extrem gross und stark sein.
Es gibt viele Stellen im Alten Testament, die diesen grauenhaften Nahost-Krieg ausführlich beschreiben.29 In J oel 2,2b- 5 heisst es: «Wie die Morgendämmerung ist es ausgebreitet über die Berge, ein grosses und mächtiges Volk, desgleichen von Ewigkeit her nicht gewesen ist und nach ihm nicht mehr sein wird bis in die Jahre der Geschlechter und Geschlechter. Vor ihm her verzehrt das Feuer, und nach ihm lodert die Flamme; vor ihm ist das Land wie der Garten Eden, 30 und nach ihm eine öde Wüste, und auch lässt es keine Entronnenen übrig ( ... ) Sie sind wie ein mächtiges Volk, zum Kampf gerüstet. Vor ihm zittern die Völker, alle Angesichter erblassen.»

Dieser Krieg wird die Rache für den jüdischen Tempelbau in Jerusalem sein (Psalm 83,4 und 12). Doch dies gilt es zu beachten: Dieser katastrophale Rachefeldzug wird erst möglich sein, nachdem die Masse in Israel den Götzendienst des Antichristen mit Enthusiasmus akzeptiert haben wird.

Israel ist von der Staats gründung (1948) an bis heute auf erstaunliche Art in fünf Existenzkriegen bewahrt geblieben.3! Diese übernatürliche, sprich göttliche Bewahrung wird weiter anhalten - bis sie mit dem Götzendienst in Jerusalem wegfallen wird, bzw. nur noch auf den gläubigen Überrest Israels beschränkt sein wird. Daniel9,27b drückt es wie folgt aus: «Wegen der Beschirmung der Gräuelgötzen wird ein Verwüster kommen ... »

In Sacharja 13,8 wird berichtet, dass 213 der Bevölkerung in Israel ausgelöscht werden: «Und es wird geschehen im ganzen Land, spricht der Herr: Zwei Teile davon werden ausgerottet werden und verscheiden, aber der dritte Teil wird übrig bleiben.» Nach der Eroberung des Landes Israel wird Syrien auch noch Ägypten in seine Gewalt bringen (Daniel 11,42-43). Doch in Ägypten wird Syrien plötzlich Schreckensnachrichten hören. Eine davon wird aus dem Norden kommen (Daniel 11,44). Was kann das sein? Der mit dem Antichristen verbündete Westen wird seine Streitkräfte in den Nahen Osten verschieben, um zugunsten von Israel zu intervenieren. Dies wird Syrien dazu bringen, sofort seine militärische Position in Israel zu festigen (Danielll,45).

Der grosse Aufmarsch des neuen Europa

In Offenbarung 16,16 wird der Aufmarsch der Armeen des wiedererstandenen Römischen Reiches in Harmagedon beschrieben: «Und er versammelte sie an dem Ort, der auf Hebräisch Harmagedon heisst.»

Harmagedon ist eine Ebene im Norden Israels. Man nennt sie auch Ebene Jesreel. Sie umfasst eine Fläche von etwa 740 km2• Damit ist sie fast doppelt so gross wie das Bundesland Bremen (404 km2) oder fast so gross wie der Schweizer Kanton Solothum (791 km2). Harrnagedon ist sehr geeignet für einen Grossaufmarsch.
Der grosse Militärhafen Israels befindet sich in Haifa. Im Fall einer Truppenverschiebung des Westens nach Israel wäre dies bestimmt ein sehr wichtiger Ort. Was in diesem Zusammenhang nun verblüfft, ist die folgende Tatsache: Harrnagedon liegt genau im Hinterland von Haifa!

Der aramäisch-hebräische Name «Harrnagedon» bedeutet «Berg Magedon (od. Megiddo, Megidon)>>. In dieser Ebene befindet sich nämlich der Berg bzw. Hügel Megiddo, der in der Vergangenheit bei verschiedenen Schlachten in diesem Gebiet von grosser strategischer Bedeutung war und damit das Wahrzeichen der ihn umgebenden Ebene ist.

Harrnagedon war immer wieder der Schauplatz wichtiger Kriege. Mehr als 200 Schlachten haben hier stattgefunden, angefangen im 2. Jahrtausend v. Chr. bis zum Feldzug des britischen Generals Lord Allenby, der 1917, während des 1. Weltkriegs, «Palästina» erobert hatte.

Den Namen «Harrnagedon» kann man unter Berücksichtigung der darin steckenden Wortwurzel «gadad»33 folgendermassen wiedergeben: Versammlungsplatz (von Truppen) b) Ausrottungsplatz Bereits in diesem Namen liegt eine prophetische Dimension!

Jesus Christus kehrt zurück!

Wie wir gesehen haben, wird der Aufmarsch des Westens in Harmagedon das Ziel haben, Israel gegen die islamischen Heere unter der Leitung Syriens beizustehen. Doch sobald die Armeen des neuen Europa in Harmagedon stationiert sein werden, wird etwas geschehen, womit niemand im Ernst rechnen wird: Jesus Christus wird in Harmagedon vom Himmel her kommend erscheinen (Offenbarung 19,1lff.)! - Wie wird das neue Europa darauf reagieren? In Offenbarung 17,14 heisst es von den römischen Heeren in Harmagedon: «Diese werden gegen das Lamm (d. h. gegen Jesus Christus) Krieg führen.»

Es ist unfasslich! Welch eine Ablehnung des Mannes von Nazareth! Es wird eine totale Überraschung geben: Der für tot Geglaubte lebt doch! Dennoch wird man sich sofort dazu entschliessen, ihn mit massiver Waffengewalt endgültig zu beseitigen. Der eben angeführte Vers besagt weiter:

« ... aber das Lamm wird sie überwinden. Denn er ist Herr über alle Herren und König über alle Könige. Seine Begleiter sind Berufene, Auserwählte und Gläubige.»

Jesus Christus wird die Armeen des neuen Europa in Harmagedon vollständig vernichten. Der Antichrist und der Führer des neuen Europa werden dort ihr Ende finden (vgl. Offenbarung 19,11ff.). Bei diesem Ereignis wird Jesus Christus begleitet werden von allen, die in früheren Zeiten zum Glauben an ihn gekommen waren.

Zusammenbruch der abendländischen Zivilisation

Auf die Vernichtung der Armeen in Harmagedon wird unmittelbar das siebte Schalengericht erfolgen: Ein derart massives und einzigartiges Erdbeben wird stattfinden, «desgleichen nicht geschehen, seitdem die Menschen auf der Erde waren, solch ein Erdbeben, so gross» (Offenbarung 16,18).

Im nachfolgenden Vers wird mit schlichten, aber höchst inhaltsschweren Worten noch hinzugefügt: « ... und die Städte aller Länder wurden zerstört.» Alle Zivilisationen dieser Erde werden zusammenbrechen - auch die westliche Hochkultur des neuen Europa!

von Roger Liebi, Europa - Hoffnung oder Illusion, Berneck 1994, S. 17-54